EZELSDORF – Durch eine Reihe von Beiträgen in der Tageszeitung Der Bote wurde der Schwarzenbrucker Diplom-Geologe und Höhlenforscher Bernd Mayer auf die Landschaft östlich von Ezelsdorf aufmerksam, durch die die mittelfränkisch-oberpfälzische Grenze verläuft. Bereits vor fünf Jahren erschien ein Artikel über Stollen und Höhlen in den Wäldern am Brentenberg, die in der frühen Neuzeit entstanden, als man hier Erz abbaute. Mayer setzte sich mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung, im November vergangenen Jahres trafen sich Geologen, Höhlenforscher und Bernhard Häck, der Höhlenbeauftragte des Landesamts, in Ezelsdorf zu einer Geländebegehung – und jetzt soll ein großes Projekt starten. Im Brentenberg- Dillberg- Gebiet gibt es Kiefernwald, Mischwald und Wiesen, Hänge mit weitem Blick nach Franken und in die Oberpfalz hinein, Schluchten und steile Abhänge. Viel Natur also. Bisher kaum bekannt ist die Geschichte der Gegend. Der berühmte Goldkegel von Ezelsdorf- Buch, der 1956 vom Ezelsdorfer Michael Dörner an einem Hang des Dillbergs gefunden wurde, galt über Jahrzehnte als Einzelfund in einer ansonsten archäologisch uninteressanten Gegend. Beim Landesamt für Denkmalpflege ist man inzwischen ganz anderer Ansicht: Von wegen archäologisch uninteressant. „Wir haben hier eine Siedlungskammer, die sich von der Goldkegelzeit bis in die Gegenwart ständig verändert hat“, so Bernhard Häck vom Referat für Siedlungs- und Kulturlandschaftsdokumentation, der derzeit 70 archäologische Projekte in ganz Bayern betreut.
Einmalig in Bayern
Herausragend darunter das Brentenberg- Dillberg- Gebiet, das „in dieser Größenordnung und dieser Vielfalt einmalig im Freistaat ist“, so Häck, der auf die Vielzahl von archäologisch interessanten Spuren in den Wäldern östlich und südöstlich von Ezelsdorf hinweist: Hier gibt es Höhlen, unterirdische Gänge, Keller und Stollen und das Gebiet ist durchzogen von einem Netz von Hohlwegen.
In der frühen Neuzeit hat man hier Bergbau betrieben, mehr oder minder erfolgreich Erz und Silbersand abgebaut. „Ähnlich wie im Ruhrgebiet baut hier eine wirtschaftliche Maßnahme auf die andere auf“, so Häck, der sich im Burgthanner Rathaus mit den Bürgermeistern Heinz Meyer (Burgthann) und Horst Kratzer (Postbauer-Heng) traf und die Pläne des Landesamts für die Wälder an der mittelfränkisch-oberpfälzischen Grenze erläuterte. Drei Schritte In einem ersten Schritt will man exakt darstellen, was unter- und oberirdisch alles an interessanten archäologischen Gegebenheiten da ist. Dabei wird die Höhlenforschergruppe des DAV Erlangen mit erfahrenen Geologen ehrenamtlich mithelfen, darunter auch der Schwarzenbrucker Diplom-Geologe Bernd Meyer. Darauf aufbauend soll dann ein Konzept erarbeitet werden, wie die Gänge, Stollen und Höhlen möglicherweise touristisch nutzbar gemacht werden können, wie man hier beispielsweise Führungen zum Tag des Denkmals organisiert oder Schulprojekte anstößt. Der 3. Schritt schließlich wäre die Krönung des Projekts mit einer umfassenden Publikation über die Siedlungsaktivitäten in dem untersuchten Gebiet.
Häck lief mit seinem Wunsch, die Kommunen Burgthann und Postbauer-Heng mit an Bord zu holen, bei den beiden Bürgermeistern Meyer und Kratzer offene Türen ein. „Tourismus und Naherholung spielen in unserem Aktionsbündnis Oberpfalz-Mittelfranken eine wichtige Rolle“, so Meyer, der wie Kratzer einräumen musste, die archäologische Wertigkeit der Brentenberg- Dillberg- Gegend bislang kaum wahrgenommen zu haben. „Die besonderen Dinge werden in ihrem Wert vor Ort oft gar nicht so gesehen“, so Meyer. Jetzt wollen die beiden Bürgermeister ausloten, ob man nicht auch die Landkreise Nürnberger Land und Neumarkt mit ins Boot holen kann. Häcks Vorschläge werden sie demnächst ihren Gemeinderäten unterbreiten und parallel die Eigentümer der Wälder auf dem Dillberg und dem Brentenberg anschreiben und sie informieren. Die brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass ihre Grundstücke umgegraben werden. Bei den Arbeiten der Höhlenforscher, Geologen und Archäologen handelt es sich in erster Linie um eine Aufnahme und Erkundung von Wegen, Stollen und unterirdischen Gängen und eine anschließende Übertragung in Karten.
Geschichten um Eppelein`s Schatz
In der örtlichen Bevölkerung, in Ezelsdorf, Grub und Gspannberg weiß man von Stollen und alten unterirdischen Gängen. Hier erzählen die Großväter ihren Enkeln noch die Geschichten vom Raubritter Eppelein, der sich vor seiner Gefangennahme in Postbauer im Brentenberg- Gebiet versteckt hielt. Eppelein`s Schatz soll irgendwo in einer Höhle in der Gegend verborgen sein.
Hans Vitzthum, ehemaliger Bürgermeister von Grub, erinnert sich an eine Unternehmung in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als er gemeinsam mit einer Gruppe junger Männer aus Grub zur Erkundung einer versteckten Höhle in einem Brentenberg- Hang aufbrach – mit dem Ziel, den Schatz des Raubritters zu finden. Man hat damals vergeblich gesucht. Heute weiß Vitzthum, dass die Höhle, in der die Gruppe forschte, nur eins von mehreren möglichen Verstecken ist. Allerdings: Viele Stollen entstanden durch den Bergbau der frühen Neuzeit, also rund 300 Jahre nach Eppelein's Tod. Was freilich nicht ausschließt, dass es natürliche Höhlen im Brentenberg- Gebiet gab. Spannend ist die Geschichte über den Eppelein- Schatz allemal.
Von: Alex Blinten